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Die Sengoku-Zeit in Japan

 

Eine Hochkultur

 

Sengoku-jidai heisst wörtlich „Die Zeit der kriegführenden Lande“ und umfasst die Zeit von 1477-1573.

Sie ist eine der bewegtesten Epochen der japanischen Geschichte. Gleichzeitig nennt man sie „die Zeit des Umbruchs“ vom japanischen Mittelalter zur Neuzeit. Das mittelalterliche Kaiserreich zerfällt und es entstehen neue Territorialstaaten.

Der Beginn der Sengoku-Zeit wird mit dem Ônin-Krieg 1477 und ihr Ende mit dem Fall des Ashikaga Shogunats 1573 datiert. Die Zeit ist geprägt von Herrschaftskämpfen, die als innovativ gelten und zur Herausbildung neuer Gesellschaftsstrukturen und moderner Staatlichkeit führten.

Japanischer Kaiser

Politik und Herrschaft

 

Dem Kaiser (=Tenno) gebührte nur formell die Macht. Das eigentliche Zepter schwang der höchste Vasall (=Shogun) des Kaisers. Die Gelehrten und Diener nannte man Samurai. Darauf folgten die Bauern und schliesslich die Handwerker und Kaufleute. Durch Fleiss konnte man auf jedem Beruf zu Ansehen gelangen (gesellschaftliche Aufteilung in der Endphase).

 

Im Verlauf der Sengoku-Zeit setzten sich mächtige Landesherren, die sog. Sengoku-Daimyō, politisch und militärisch gegen andere Mächte durch. Ihre Machtkämpfe, welche einerseits gegen die Nachbarn, die das eigene Territorium gefährdeten, und andererseits gegen die eigenen Untertanen, welche seine Herrschaft ablehnten, geführt wurden, stürzten das Land in ein Chaos. Es bildeten sich aber neue Formen von Verwaltung, Recht und Ordnung, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts galten.

 

 

Recht und Verwaltung der Sengoku-Daimyō

 

Ganz generell hielt der Daimyō die Heeresgewalt, die Gerichtsbarkeit, die Gesetzgebung und die Verwaltungsorganisation in seiner Hand.

Die Landesverwaltung war geprägt durch ein hohes Interesse der Daimyo, die (Boden-)Substanz und den Wert des eigenen Territoriums zu erhalten. Deshalb nahmen sie sich intensiv der technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Entwicklung ihres Gebietes an. Sie förderten die Entwicklung des Landes, z.B. durch Landesausbau, technische Bauten und militärische Sicherung des Landes. Sie verbesserten das Bewässerungssystem, sie legten Burgstädte an, vergaben Handelsprivilegien und förderten Handwerk und Industrie in ihren Städten. Die Burgstädte waren gleichzeitig Wirtschaftszentren wie auch Verteidigungsanlagen des Territoriums.

 

Die drei Reichs-Einiger

 

Trotz unruhiger Zustände (Machtkämpfe und Neuaufteilung Japans), brachte die Sengoku-Endphase auch bedeutende Entwicklungen für Japan mit sich. Durch Oda Nobunaga  wurde die Steuererhebung, die Landvermessung und nicht zuletzt die Verwaltung der Dörfer reformiert. Dadurch erzielte er einheitliche Masse und Gewichte und eröffnete somit eine neue Handelswelt (Aufstieg der Kaufleute). Wegen Toyotomi Hideyoshi wurden später die Daimyos als Provinzherren, dem Regenten (Kaiser) zu Lehnstreue verpflichtet.

Toyotomi Hideyoshi teilte das zersplitterte Japan neu auf und führte eine Steuer in Form von Reis ein. Am Bedeutendsten war jedoch war die Einführung von Ständen. Die Menschen wurden nun gezwungen, sich für ein Leben entweder als Bauer oder eines als Krieger (Samurai) zu entscheiden.

Tokugawa Ieyasu vervollkommnete die Ansätze seiner beiden Vorgänger und installierte ein politisches System von bemerkenswerter Stabilität. Diese drei Personen nennt man die „drei grossen Reichs-Einiger Japans“, da sie das zersplitterte Japan wieder zusammengefügt hatten.

 

Familie

 

Verschiedene Kampfkünste wurden in Asien häufig nur innerhalb von Familienverbänden weitergeleitet. Man konnte sich aber in die Linie einer Kriegerfamlie einkaufen. Das führte zu einem grossen Geschäft mit Adoptionen und konstruierten Verwandtschaften.
Die Stellung der Frau hing stark von dem gesellschaftlichen Stand der Familie ab. Die Frauen der Samurai hatten eine herausgehobene Stellung. Die Kunst der Selbstverteidigung und der Umgang mit Waffen war für sie selbstverständlich, auch wenn sie nicht mit aufs Schlachtfeld zogen. Die Ehefrau 

Oda Nobunaga, einer der mächtigsten japanischen Feldherren

war zwar ihrem Mann untergeordnet, doch erwartete man trotzdem von ihr, das eigene Haus notfalls verteidigen zu können.
Die Frau eines Reisbauers durfte hingegen keine Waffen benutzen oder musizieren. Warum auch, in Kriegszeiten war ihr Mann zu Hause (nur Samurai im Krieg) um sein Hab und Gut zu verteidigen.

 

 

Sprache und Schrift

 

Wie bei einer Hochkultur so üblich, ist auch dieser Epoche eine Sprache eigen -das zwischen 1200 und 1600 gesprochene Mitteljapanisch. Ob Japanisch zur Altaischen Sprachfamilie gehört, ist noch eine Hypothese. Die Japaner kennen drei verschiedene Schriften.

Die erste nennt man Kanji, diese wird als phonetische Zeichenschrift gebraucht. Im neunten Jahrhundert folgte eine runde, einfache zweite Schrift -das Hiragana. 

Jene ist ein Silbenalphabet, das vor Kanji den Kindern beigebracht wird. Und doch machte erst eine 3. kantige Schrift das Zeichen-System komplett: Die Silbenschrift Katakana wurde von buddhistischen Mönchen entwickelt. Mit ihr hebt man etwas hervor -wie `kursiv`- und übersetzt fremde Begriffe (z.B. "aisu kurīmu" für Speiseeis, aus dem Englischen "ice cream").

Ein Reisbauer

1.Kanji (phonetische Zeichenschrift)

2.Hiragama (Silbenalphabet)

3.Katakana (Ausdrucks-, Fremdwortschrift)

 Bildung 

 

Die Bildung war je nach Stand (Endphase) unterschiedlich, doch im Grossen und Ganzen blieben die Tempel und Klöster die Zentren des Unterrichts. Die Lehrer waren buddhistische Mönche und die Lehre war in erster Linie der Buddhismus.

Buddhistische Tempel und Klöster sind die Zentren des Unterrichts

 

Wirtschaft und Kriegführung

 

Die Daimyos trieben nicht nur die Steuerverwaltung und das Recht voran, sondern förderten auch die Wirtschaft. Neben der Landwirtschaft hatten vor allem der Ausbau der Geldwirtschaft, die Blüte des Handwerks und der Handel mit China und Korea in den Städten einen starken Einfluss auf die Entstehung moderner, gesellschaftlicher und staatlicher Strukturen in der Sengoku-Zeit. Neu war, dass gegen das Jahr 1500 Schulden und Steuern in Geld beglichen werden konnten. Es entstanden selbstverwaltende, beinahe eigenständige Städte, die von mächtigen Kaufmannsfamilien geführt wurden.

Der Handel mit den Portugiesen hatte einen starken Einfluss auf die Kriegsführung. Dadurch, dass nun Schusswaffen und Schiesspulver verfügbar waren, revolutionierten sie die mittelalterliche Kriegsführung. Die   Entwicklung beeinflusste auch die gesellschaftliche Bedeutung des traditionellen japanischen Kriegerstands, der Samurai.

Samurai

 

In der modernen Spiel- und Filmwelt wird immer wieder der Mythos der Samurai (von Saburai = Begleiter, Diener: auch Krieger)

beschworen. Dieses Bild ist eine Idealisierung der japanischen Geschichte und hat nur wenig mit der Realität des japanischen

Mittelalters und der Sengoku-Zeit zu tun. 

Die Idealisierung fordert vom Samurai Treue, Waffentüchtigkeit, Todesverachtung, Aufrichtigkeit und Güte und der Mythos vom

Gotteskrieger lässt sich nicht bestätigen.

 

Das wahre Wesen: 

In der Realität des 14. und 15. Jahrhunderts sind die Samurai Vasallen der Shogun-Vögte (Militärgouverneure). Das heisst, sie sind

bezahlte Krieger, die ländlichen Verhältnissen entstammen und ihre Kriege im ländlich bäuerlichen Umfeld führen. Im

16. Jahrhundert kommt es zum sozialen Aufstieg, weil Samurai anfangen, eigene Heere aufzustellen und diese zu vermieten. Sie

waren nicht loyal und wechselten skrupellos den Daimyo, wenn der neue besser bezahlte. Ab dem 16. Jahrhundert waren sie Beamte der Landesverwaltung oder Unternehmer.

Der Samurai, ein bezahlter Krieger

Religionen in der Sengoku-Zeit

 

In Japan gibt es bis heute mehrere religiöse Glaubensformen (heute um die 180`000 staatlich anerkannte Religionsgemeinschaften), die sich auch untereinander vermischten. Die wichtigsten sind der Shintō, und der später folgende Buddhismus. Beide standen unter dem Einfluss chinesischer Glaubensrichtungen. Heute gehören die meisten Japaner beiden, also zwei Religionen zugleich an.

 

Shintō
Der Shintō (dt: „Weg der Götter“) ist die Urreligion Japans, vermischt mit chinesischen Glaubenselementen. Es ist eine polytheistische, also eine mehrere 

Der Yasukuni-Schrein ist ein Shinto-Schrein. Hier werden die Toten geehrt.

Gottheiten verehrende Religion. Neben dem Feuer-, Sturm- und Mondgott schreiben sie z.B. der Sonne und der Jagd eigene Göttinnen zu. 

Ebenso beten sie die einheimischen Gottheiten die Kami an.  Für was die Kami genau stehen, ist je nach Kontext unterschiedlich. In Bezug auf den Shintō wird häufig von Gespenstern oder den Seelen Verstorbener gesprochen. Diese treten dann in Gestalt eines Menschen oder Tieres, Gegenstandes oder abstrakteren Wesens auf.

Die Kami Amaterasu verlässt ihre Höhle – eine der seltenen bildlichen Darstellungen

Buddhismus

 

Nach der buddhistischen Lehre befinden sich alle unerleuchteten Wesen in einem endlosen Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt. Ziel ist es, aus diesem leidvollen Kreislauf herauszukommen, also das irdische Leben zu verlassen. Dieses Ziel soll durch Einhaltung von Tugenden („der edle achtfache Pfad“), Meditation und der Entwicklung von Mitgefühl für alle Wesen, erreicht werden. Durch die darauf folgende Erleuchtung tritt der Zustand des Nirwana, was das Ende allen Leidens und den Beginn vollkommenden Glücks bedeutet, ein.

Der Buddhismus war zugleich Religion als auch „Lehrmeister“ für Bildung und dazu noch Bindeglied zwischen Japan und den ursprünglich überlegeneren Kulturen Chinas und Koreas.

Das Darmachakra, Symbol der Lehre

Buddhas: acht Speichen weisen auf den

achtfachen Pfad hin

Unterschied(e):

 

Der grösste Unterschied zwischen den beiden liegt darin, dass sich der Shinto mehr auf das Diesseits(trotz aller Geister) bezieht und der Buddhismus auf das „Was-ist-nach-dem-Tod“. Dann hat der Buddhismus eine Art Gründer (Siddharta Gautama) und Gebote, was dem Shinto fehlt. Die beiden haben nur die Merkmale der Glaubensrichtung, die Rituale und die Architektur gemein.

 

Shōgun: ein japanischer Militärtitel (Gouverneur) für den Anführer aus dem Kriegeradel der Samurai

Daimyō:  im Deutschen als Fürst bezeichnet -> lokaler Herrscher in Japan.

Tennō: der japanische Kaiser

Lorena Romer, Anna-Kathrin Maier, Jasmin Fitz

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